In den Farben getrennt, in der Sache vereint

 

In den Farben getrennt, in der Sache vereint

Dass sich in einem Sport-Match Geschwister gegenüberstehen, kommt hin und wieder vor. Dass sich aber gleich zwei Geschwister-Paare duellieren, ist höchst selten. In der Frauenhandball-Oberliga passiert das in dieser Saison – wenn die HSG Hunsrück und die HSG Wittlich aufeinandertreffen.

KLEINICH/WITTLICH | In der Familie Kappes aus Zeltingen-Rachtig warf das Handball-Derby schon in den Wochen vor dem Anwurf seine Schatten voraus. Die Schwestern Jule und Nele sprachen immer mal wieder über die Begegnung, die stets mit Spannung erwartet wird. Ende Oktober war es dann so weit. Die HSG Hunsrück empfing in der Oberliga die HSG Wittlich und verlor in der Kleinicher Hirtenfeldhalle mit 19:25. Jule und Nele Kappes standen sich in dieser Partie erstmals überhaupt in einem Pflichtspiel gegenüber.

Jule Kappes, 21 Jahre alt, begann einst bei den Minis der damaligen HSG Irmenach-Kleinich-Horbruch. Zwischenzeitlich spielte sie für die HSG Wittlich, ehe sie sich zur aktuellen Saison wieder der HSG Hunsrück angeschlossen hat. Ihre Hauptposition: der linke Rückraum. Schwester Nele Kappes, 24 Jahre alt, begann mit dem Handball ebenfalls bei der HSG im Hunsrück. Mit 17 wechselte sie zur HSG Wittlich und spielt dort bis heute, gleichfalls vorwiegend im linken Rückraum.

Die Kappes-Schwestern fuhren gemeinsam zum Spiel, ab der Ankunft an der Halle ruhte die Schwestern-Liebe dann jedoch erstmal – mit allen Konsequenzen. „Natürlich wird sich auf der Platte mal angegrinst, aber weniger hart wird trotzdem nicht angepackt“, berichtet Nele Kappes, die sich wie ihre Schwester über reichlich Unterstützung aus ihrer Heimatgemeinde freuen konnte: „Besonders schön fand ich, dass viele aus Zeltingen-Rachtig das Spiel schauen waren. Im Dorf spricht es sich halt schnell rum, dass die Kappes-Töchter vom Matthes, unserem Papa, gegeneinander spielen.“

Auch für Schwester Jule waren die 60 Spiel-Minuten aufregend: „In der Woche vor dem Spiel haben wir quasi täglich miteinander telefoniert. Im Spiel selbst hatte ich das Gefühl, nochmal einen extra Push zu bekommen, weil Nele auf der anderen Seite steht. Wir sind beide sehr ehrgeizig und gewinnen in allem gerne gegen den anderen. Dadurch geht man noch viel aggressiver ins Spiel als normal. Und trotzdem ist die Niederlage am Ende dann doch einfacher zu verkraften, weil man sich wenigstens noch ein bisschen für die Schwester freuen kann.“

Für die Schwestern Meike Frank und Annika Greis war es in diesem Derby nicht das erste Mal, dass sie in einem Pflichtspiel gegenüberstanden. Das war schon mal in der Saison 2021/22 in der 3. Liga sowie in Pokal-Begegnungen der Fall. Etwas Besonderes war das jüngste Derby dennoch aufs Neue. „Es ist immer noch ungewohnt, gegeneinander zu spielen. Wir haben die meiste Zeit in einem Team gespielt und standen uns dann im Training gegenüber. Aber in einem offiziellen Spiel ist es dann doch immer etwas anderes. Für Anni wünsche ich mir, dass sie sich nicht verletzt und ein gutes Spiel macht, wir mit der Mannschaft aber insgesamt besser spielen und letztendlich gewinnen“, sagt Meike Frank.
Die 30-Jährige wohnt in Longkamp, begann mit dem Handball bei der HSG Irmenach-Kleinich-Horbruch und spielt inzwischen bei der HSG Wittlich. Schwester Annika Greis, 33 Jahre alt, lebt am Bostalsee im Saarland und ist seit nunmehr 27 Jahren der HSG aus dem Hunsrück treu.

Das Besondere an ihrer Schwestern-Konstellation: Als Linksaußen (Frank) und Rechtsaußen (Greis) treffen sie im Spiel direkt aufeinander. „Das erste Spiel war für mich sehr schwer, weil wir privat nie in einen Konkurrenzkampf gehen, sondern immer als Team auftreten. Der frühe Tod von unserem Papa hat uns noch enger zusammengeschweißt. Wir beschützen uns gegenseitig und sind füreinander in jeder Situation da. Daher war die erste Begegnung gegeneinander, auch noch auf derselben Position, im Vorfeld emotional und schwer für mich. Auf dem Platz konnte ich es jedoch sehr gut hinter mir lassen, da blende ich durch das Adrenalin viel aus. Mittlerweile bin ich gefestigter und routinierter bei Spielen gegen Meike, so auch beim jüngsten Derby“, berichtet Greis, die an ihrer Schwester die gute und aggressive Deckung, den enormen Ehrgeiz sowie die Sprungkraft und das gute Auge für den Torhüter bewundert. Von Schwester Meike Frank kommt nicht minder großes Lob zurück: „Anni hat eine wahnsinnige Variabilität und Beweglichkeit im Arm. Zudem schätze ich ihr Engagement und die Leidenschaft, die sie als jahrelanger Leader für die Mannschaft aufbringt, und was sie zusätzlich noch alles im Verein bewirkt. Ich bin da sehr stolz auf sie.“

Während die beiden Woche für Woche froh sind, Handball-Spiele gemeinsam mit der im Sport verwurzelten großen Familie auf der Tribüne bestreiten zu können, haben die Kappes-Schwestern noch einen unerfüllten Wunsch: „Unsere Mama spielt noch in der dritten Damenmannschaft in Wittlich. Unser aller Traum ist, dass wir es irgendwann mal schaffen, zu dritt auf der Platte zu stehen“, sagt Nele Kappes, die sich von ihrer Schwester manchmal den kühlen Kopf und guten Überblick auf dem Spielfeld wünscht. Jule Kappes, die gerne die körperliche Kraft von ihrer Schwester hätte, stimmt zu: „Ein großer Traum wäre es, mit meiner Schwester und meiner Mama zusammen auf dem Feld zu stehen – wenn auch nur in einem Freundschaftsspiel. Mama auf Mitte, ich auf halb links und Nele auf halb rechts.“

Quelle: Volksfreund

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Quelle: Volksfreund